Alle Beiträge von Armin

Tag 3; Via Panoramica

Datum: 03.06.2010

Etappe: Promontogno – Rovaredo

Distanz: 145 Km / 1150 Hm

Der stürmische Nordwind trägt mich förmlich Richtung Comersee. Die 40 Km über Chiavenna nach Domaso schaffe ich in etwa 80 Minuten. Es ist zwar noch früh, aber den Eisbecher Tira Misu in unserer Stamm-Gelateria in Domaso lasse ich mir nicht entgehen. Bei (endlich) wunderschönem Wetter geht es der Via Panoramica entlang bis Menaggio. Dort folgen ca. 300 happige Höhenmeter hinauf Richtung Luganersee. In einem kleinen Dorf nahe der CH-Grenze kommt es dann zum Gau für jeden Wohnwagen-Fahrer. An der engsten Stelle auf der ganzen Strecke zwischen Lugano und Menaggio treffen sich zwei deutsche Autofahrer – beide mit Wohnwagen – nichts geht mehr. Bevor sich die beiden entgültig ineinander verkeilen, schlüpfe ich gerade noch durch und geniesse anschliessend die letzten lanschaftlich sehr reizvollen 6 Km bis Lugano ohne ständig überholt zu werden.

Entlang der nationalen Radroute (Nr. 3) geht es weiter Richtung Monte Ceneri. Ab der Passhöhe hinunter in die Magadino-Ebene geht es dann mit bis zu 64 Km/h auf dem Radstreifen der Hauptstrasse entlang. Nach einem kurzen Abstecher in’s Zentrum von Bellinzona mache ich eine kleine Pause in einem Filippino-Take-Away in einem Vorort von Bellinzona. Ich geniesse ein feines San Miguel bevor es weiter geht Richtung Misox. Im Hotel Santana in Rovaredo erhole ich mich schliesslich für die morgige Etappe über den San Bernardino.

Blick Richtung Lugano im Zentrum von Bellinzona

Tag 2; “es schneielet”

Datum: 02.06.2010

Etappe: Davos – Promontogno

Distanz: 110 Km / 1430 Hm

Ich stehe zusammen mit Bianca auf und wir frühstücken gemeinsam. Sie muss um 7 30 Uhr zur Arbeit. Da es draussen nieselt und es ziemlich kalt ist, entschliesse ich mich, auf etwas besseres Wetter zu warten. Als Zeitvertreib schaue ich mir die Debatte im Nationalrat zum Thema Ausschaffungsinitiative an. Ein ständiges Hin und Her der Pro- und Contra-Redner. Die Initiative der SVP scheint auf den ersten Blick eine einfache Lösung für ein Problem der heutigen Zeit zu sein, nur bei der Umsetzung scheiden sich die Geister. Wie üblich steckt der Teufel im Detail. Um 11 00 Uhr lässt der Regen nach und ich entschliesse mich, das “Projekt” Flüela doch noch in Angriff zu nehmen. Ein Vorteil hat das schlechte Wetter; es sind nur wenige Tagesausflügler unterwegs und so verläuft der Aufstieg zum Pass relativ ruhig. Ab ca. 2000 M.ü.M. geht der Nieselregen in leichten Schneefall über. Nach 845 Höhenmetern und einer Fahrzeit von gut 90 Min. taucht plötzlich die Passhöhe im Nebel auf. Bei einer Gerstensuppe und einem Kaffee wärme ich mich in der gemütlichen Gaststube auf. Vor der Abfahrt hinunter in’s Engadin montiere ich Plastiksäcke über meine Schuhe um mich vor dem Spritzwasser zu schützen. Nach ein paar Kilometern trocknet die Strasse ab. Von Susch geht es weiter Richtung Oberengadin. Schon bald erreiche ich Maloja wo es in einer genialen Abfahrt Richtung italienische Grenze geht. Um 1800 Uhr erreiche ich Promontogno, wo ich im Hotel Bregaglia ein Zimmer finde.

Blick Richtung Oberengadin viel Wasser auch im Bergell

Tag 1; ab in die Berge

Datum: 01.06.2010

Etappe: St. Gallen –  Davos

Distanz: 130 Km / 1900 Hm

Für den 2. Teil meiner Velo-Ferien zieht es mich in die Berge. Die Alpenpässe sind mittlerweile alle geöffnet auch wenn es heute auf dem Flüela wieder geschneit haben soll. Heute geht es zuerst durchs Appenzellerland über den Stoss nach Altstätten. Das Spritzwasser der nassen Fahrbahn hinunter ins Rheintal bringen mir nasse Füsse ein. Dieses mal habe ich Gewicht gespart und keine Ersatzschuhe mitgenommen. Ab Oberriet trocknet es ab und ich bin zuversichtlich, dass die Schuhe bis Davos, meinem heutigen Tagesziel, wieder trocken sind. Ab Haag fahre ich auf dem Rheindamm weiter Richtung Bünderland. Mit ein wenig Rückenwind komme ich sehr gut voran. Nach gut 4 Stunden Fahrzeit knurrt wieder einmal der Magen und ich esse in Schiers eine Suppe und leckere Pasta Carbonara. Ab Fideris ist es dann vorbei mit schönen Radwegen. Es geht mehrheitlich der Hauptstrasse entlang bergauf Richtung Klosters. Entgegen den Prognosen setzt hier auch der Regen wieder ein. Nach einem happigen Aufstieg von Küblis nach Saas kann ich mich bis Klosters wieder etwas erholen bevor der Schlussaufstieg nach Wolfgang folgt. Die letzten Kilometer sind dann wegen des starken Verkehrs eher mühsam und ich bin froh, als ich die Passhöhe im Wolfgang erreiche. Genau auf der Passhöhe hört auch der Regen auf und die Strassen sind hier oben trocken. Davos scheint klimamässig von Süden her beeinflusst zu sein. Hoffentlich auch morgen wenn es dann über den Flüela geht..

viel Wasser bei Malans

28.05.2010; Bodensee-Rundfahrt

Datum: 28.05.2010

Etappe; Bodensee-Rundfahrt

Distanz: 222 Km

Das Wetter passt, ideale Temperatur, erst gegen Abend sind Niederschläge angesagt. Um 0650 Uhr starte ich ab St. Gallen zur “Bodensee-Rundfahrt”. Wieder geht es zuerst durch den Schorenwald Richtung Wittenbach, Häggenschwil. Über Amriswil, Kreuzlingen gelange ich nach Konstanz und fahre weiter Richtung Reichenau. Eigentlich wollte ich weiter Richtung Radolfszell, gelange stattdessen aber auf die Insel und komme in den Genuss einer Inselrundfahrt. Ein Muss für alle Gemüseliebhaber. In Allensbach geniesse ich den schönen Frühsommermorgen bei einem Stück Erdbeertorte bevor ich mich wieder aufmache Richtung Ludwigshafen. Nach Überlingen esse ich in einer Gartenwirtschaft zu Mittag. Die weiteren Ortschaften, die ich nach dem Mittag passiere sind Nonnenhorn, Wasserburg, Friedrichshafen, Langenargen, Meersburg und wie sie alle heissen bevor ich dann um 1530 Uhr bereits in Bregenz eintreffe. Entlang dem Uferradweg geht es weiter Richtung Schweiz. Just beim 200-sten Kilometer kurz vor der Schweizer Grenze beginnt es dann zu regen. Nach einer kurzen Pause in einer Unterführung mache ich mich über Altenrhein auf zum Hauptbahnhof in Rorschach, von wo aus ich das letzte Stück zurück nach St. Gallen per Zug zurück lege.

Tag 24: die Königsetappe

Datum: 19.05.2010

Etappe: Steingaden – St. Gallen

Distanz: 152 Km

Höhenmeter: 1600

Mit der Motivation, die heutige Nacht im eigenen Bett verbringen zu können, wird die letzte Etappe meiner Deutschland-Tour zur eigentlichen Königsetappe. In einem ständigen Auf und Ab führt mich der Weg teils auf Hauptstrasse teils auf Radwegen durch das West- und Oberallgäu bis an die österreichische Grenze. In der letzten Nacht hat es tief hinunter geschneit. Zum Teil sind die Hänge bis Nahe an die Dörfer schneebedeckt. Ich fahre meine am Vorabend geplante Route mit einer kleinen Abweichung. In Oberstaufen rät mir eine Einheimische anstatt über Oberreute und Sulzberg die Strasse via Simmerberg zur Grenze zu fahren.  Der Aufstieg zum Simmerberg ist dann zwar ziemlich happig dafür die Abfahrt umso rasanter. Gegen 17 Uhr treffe ich in Bregenz ein. Hier stelle ich fest, dass das vordere Schaltkabel ausgefranst und ein Schalten auf das grosse Kettenblatt nicht mehr möglich ist. Spielt keine Rolle, es geht ja praktisch nur noch bergauf, denke ich. Über Gaissau, Buhriet, Buchen, Goldach geniesse ich die letzten Kilometer Richtung St. Gallen. Auch das einzige Teilstück meiner ganzen Tour entlang einer Autobahn (Goldach-SG) kann mich nicht stressen. Um 1900 treffe ich glücklich und zufrieden zu Hause ein und freue mich auf meine Kinder.

24 Tage, x Landkreise, 12 Bundesländer, 2700 Km, herzlichen Dank für’s mitreisen

Meine Tour im  Überblick:

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Tag 23: der Staustufen-Radweg

Datum: 18.05.2010

Etappe: Biberbach – Steingaden

Distanz: 128 Km

Eigentlich müsste der Radweg ab Augsburg “Staustufen-Radweg” und nicht “romantische Strasse” heissen. Auf dem Teilstück von Füssen bis Augsburg wird der Lech an insgesamt 23 Stellen gestaut. Diese sind durch nummeriert und heissen “Staustufen 1 bis 23”.Die heutige Etappe auf Naturstrassen und durch viele Wälder führt somit immer wieder an kleineren bis grösseren Stauseen entlang. Das Wetter ist trocken es weht ein starker Nordwind. Ich nähere mich langsam dem Alpenvorland und es wird zunehmend hügelig. In Vilgotshofen sehe ich dann erstmals wieder schneebedeckte Berge. Bei Peitting gibt es 2 Varianten Richtung Halblech, Schwangau. Ich wähle die östliche, Richtung Steingaden. Kurz vor Steingaden beginnt es zu regnen. Deshalb verbringe ich den Abend in Steingaden und schreibe mir nach dem Nachtessen einen Weg Richtung Österreich heraus.

Tag 22: Radfahren ohne Karte

Datum: 17.05.2010

Etappe: Bad Gögging – Biberbach

Distanz: 126 Km

Endlich wieder einmal strahlender Sonnenschein. Vor 8 Uhr mache ich mich bereits auf den Weg. Es ist nun der 3. Tag ohne detaillierte Karte. Jeweils am Abend schreibe ich mir die Ortschaften aus der Jugend-Herberge-Karte im Massstab 1: 1 Mio auf einen Zettel und fahre dann wenn möglich auf Radwegen diese Orte ab. Die ersten 2 Tage ging das problemlos. Heute habe ich mehr Mühe. Zwischen Neustadt und Donauwörth fahre ich wohl der Donau entlang aber anscheinend auf der falschen Seite. Der Weg wird immer schmaler bis er in einem Single-Trail endet. Ich fahre nochmals ca. 2 Km bis umgestürzte Bäume mich an einem Weiterkommen hindern. Rechts von mir die Donau, bleiben nur umkehren oder Velo samt Anhänger im 90 Grad-Winkel von der Donau weg den Wald hinauf stossen. Ich entscheide mich für Variante 2 und komme nach 30 schweisstreibenden Minuten zu einem Dorf. Die kleine Irrfahrt hat mich aber drei interessante Bekanntschaften machen lassen. Zuerst treffe ich einen älteren Mann beim Holzen im Wald. Er sackert über die deutsche Politik, aber stets mit einem Zwinkern in den Augen. Ein paar Kilometer weiter treffe ich einen Filmemacher, der mir von einem Projekt erzählt, dass er filmisch begleiten darf. Es geht darum, den Auenwald in dieser Region 3 bis 4 mal jährlich zu fluten und so die ursprünglichen Bedingungen für Flora und Fauna vor dem Bau von Schleusen und Dämmen wieder herzustellen. Im Weiler Moos schliesslich treffe ich eine ältere Frau. Sie erzählt mir, dass die ca. 100 Anwohner dieses Weilers von den Behörden aufgefordert wurden, ihre Häuser aufzugeben, da diese in einem von Hochwasser bedrohten Gebiet stehen. Als Entschädigung wurde ihnen 25 % der Wertes der Häuser angeboten. Letztmals stand ihr Haus im Jahr 2005 im Wasser. Davor 2003 und 1999. Da sie hier aufgewachsen und somit stark verwurzelt ist, kommt für sie ein Wegzug nicht in Frage.

Zurück an der Donau:

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Tag 21: Wochenrückblick 3

Datum: 16.05.2010

Etappe: Erlangen – Bad Gögging

Distanz: 148 Km

Die heutigen ersten 4 Stunden sind “Meditation pur”. Immer dem Donau-Main-Kanal entlang, praktisch keine Richtungsänderungen und Dorfdurchfahrten; auch Nürnberg lasse ich links liegen. Als der Magen zu knurren beginnt, habe ich bereits 90 Km abgespult. Nach dem Mittagessen wird es dann wieder etwas abwechslungsreicher. Ab Beching in der Oberpfalz – hier liegt die europäische Wasserscheide und ab jetzt geht es bei den Schleusen jeweils ca. 20 Höhenmeter abwärts – ist der Radweg als Altmühltal-Radweg ausgeschildert.Um 1530 Uhr erreiche ich bereits die Danau bzw. den Weisswurst-Äquator, wie sie von den Bayern auch genannt wird. Ein Einheimischer empfiehlt mir, die nächsten 6 Km von Kehlheim bis Waltensburg mit dem Passagierschiff zurückzulegen. Dieses Teilstück führt durch den Donaudurchbruch, einem der schönsten Teilstücke des ganzen Donaulaufes, und die ist ja gut 2800 Km lang. Beim Durchbruch ist die Donau sehr schmal aber bis zu 20 Meter tief und das Wasser fliesst hier mit 2,5 Meter pro Sekunde. Bei einem Stück heissen Apfelstrudel mit Sahne und Eis geniesse ich diese eindrückliche 40 Min. Schifffahrt.

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Wochenrückblick:

Wetter; kühl, meist trocken

Übernachtungen; JH oder BB

Radwege; Elbe- Saale- Donau-Main- Altmühltal- Donau-Radweg

grösste Städte; Hamburg, Magdeburg, Halle, Jena, Nürnberg

Distanz; 897 Km, Total 2300

Tag 20: Überführungsetappe

Datum: 15.05.2010
Etappe. (Saalfeld) – Lichtenfels – Erlangen
Distanz: ca. 90 Km

Gestern Abend habe ich eine Route von der Saalequelle in Zell (Bayern) an der deutsch-tschechischen Grenze Richtung Süden gesucht aber keine gefunden, die mich mit Sicherheit auf Radwegen Richtung Süden bringen würde. Da Bundesstrassen ohne Radstreifen für mich tabu sind, bleibt als Alternative eine Variante, die mir 2 bayrische Radler, die ich gestern getroffen habe, vorgeschlagen haben: Um 10 Uhr mit dem Zug von Saalfelden nach Lichtenfels am Main, von dort dem Main entlang bis Bamberg und anschliessend den Donau-Mainkanal folgend Richtung Nürnberg. Als es nach dem Frühstück immer noch regnet ist der Entscheid schnell gefallen. Ab zum Bahnhof. Hier muss ich den Anhänger zum ersten Mal auf meiner Tour tragen. Nämlich die Unterführung hinunter und wieder hinauf zum Perron. In einer einstündigen Fahrt mit dem Regionalzug geht es nach Lichtenfels. Für die 45 Km von Lichtenfels nach Bamberg benötige ich ohne Rad-Karte, dafür mit Rückenwind nur gerade 2 Stunden. Als ich bei einem Schnellimbiss einen Suppenhalt einschalte, treffe ich auf Röbi aus dem Urnerland, der 12 Wochen Zeit hat und Richtung Nordcap unterwegs ist. Röbi ist erst der 2. Schweizer, den ich in nun bald 3 Wochen getroffen habe. Wir essen gemeinsam, tauschen gegenseitig Tipps aus und wünschen uns weiterhin eine unfallfreie Reise.

Ab Bamberg folge ich nun dem Donau-Main-Kanal bis Erlangen, ca. 30 Km vor Nürnberg. Um 1700 erreiche ich die J-Herberge und habe trotz dem späten Start bereits wieder 90 Km auf dem Tacho. Wenn das so weiter geht, bin ich noch zu früh zu Hause..

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Tag 19: Endlich “Berge”

Datum: 14.05.2010
Etappe: Naumburg – Saalfeld
Distanz: ca. 115km

In dieser Gegend befindet sich das Saale-Unstrut-Weinanbaugebiet. Und wo es Wein gibt, gibt es Weinberge. Hier kann ich endlich wieder einmal meine “Kletterfähigkeiten” unter Beweis stellen. In Bad Kösen nehme ich eine Zusatzschlaufe in Kauf und steige zur Rudelsburg hinauf. Auch den Rest des Tages geht es immer wieder rauf und runter und so kommen bis zum Abend schätzungsweise 900 Hm zusammen. Im Vergleich zu den letzten Tagen eine richtige Bergetappe. Gegen Mittag erreiche ich Jena. Nach Madeburg und Halle die dritte grosse Stadt in Ostdeutschland, die ich auf meiner Reise besuche. Ein Radler-Ehepaar aus Jena erzählt mir, dass vor der Wende alleine die Karl Zeiss-Werke über 20000 Mitarbeiter beschäftigte. Heute sind es nur noch ca. 200. Auf diesem Teilstück gibt es viele Burgen und Schlösser und einige schöne Städte. In einer solchen, nämlich in Rudolsstadt suche ich ein Zimmer. Leider vergeblich. Alles ausgebucht. Also 15 Km weiter nach Saalfeld, wo ich dann in einer Penison gerade noch das letzte Zimmer kriege (mit einem happigen Saison-Zuschlag). Beim Nachführen meiner Km-Statistik stelle ich fest, dass ich bereits gestern meinen 2000-sten Km auf meiner Tour erreicht habe. Zur Feier des Tages gibt es knuspriges Hühnchen nach malayischer Art, Gemüse-Chop Suy, Reis und dazu ein Weizen.

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