Aktuelle Situation in Namibia

Die Ereignisse der letzten Wochen:

14.3.2020: die ersten 2 Corona-Fälle in Namibia werden bekannt

27.03.2020: Lock-down, nur noch Lebensmittelgeschäfte sind offen, Home Office, kein Alkoholverkauf, Reisen nur noch innerhalb der Region möglich

Kaum hatten wir die ersten Corona-Fälle in Namibia, erließ der Staat drastische Maßnahmen. Schulen und Grenzen wurden geschlossen und die ganze Wirtschaft heruntergefahren. Dies hat sicher dazu beigetragen, dass sich das Virus nicht gross ausbreiten konnte. Wir haben hier nur 16 bestätigte Fälle und keine Tote zu beklagen. Dies bei ca. 1000 vorgenommenen Tests. Persönlich bin ich bezüglich der schwerwiegenden Maßnahmen hin und her gerissen. Angesichts der wenigen Fälle finde ich sie übertrieben. Auch wenn man die wirtschaftlichen Folgen in Betracht zieht. Hier gibt es keine großzügigen Hilfspakete für die Wirtschaft und die bereits hohe Arbeitslosigkeit erhöhte sich schlagartig um 10 % zu und bewegt sich zur Zeit auf geschätzte 40 % bis 50 %. Menschen, die im informellen Sektor arbeiteten, zum Beispiel Straßenverkäufer, erhielten eine einmalige Zahlung von 750 namibischen Dollar, was knapp 50 CHF entspricht. Das reicht, um einer 4-köpfigen Familie einen Monat ein minimales Überleben zu sichern. Was danach kommt, ist ungewiss. Andererseits finde ich die Maßnahmen gut. Das Gesundheitssystem in Namibia ist bereits in normalen Zeiten überlastet und alles andere als auf dem neuesten Stand. Stundenlange Wartezeiten im Spital (Arztpraxen sind sehr selten) sind an der Tagesordnung. Nicht auszudenken, wie es bei einem grösseren Ausbruch einer Pandemie aussehen würde. Wir haben uns einen Vorrat an Medikamenten zugelegt damit wir uns im Notfall selbst versorgen könnten.   Seit 5.5. sind wir im Stage 2 von 4. Nach 5 Wochen im Home Office durften wir wieder zurück ins Büro und auch Reisen innerhalb Namibias sind wieder möglich. Im öffentlichen Raum müssen Masken getragen werden. Bei nicht befolgen droht eine Busse von 2000 Namibischen Dollar. Schulen, Hotels & Restaurants bleiben weiterhin geschlossen. Die Lehrer nehmen am 11.5. ihren Dienst wieder auf. An ein E-Learning wie in der Schweiz ist hier nicht zu denken. Nur ca 2 % der Schüler verfügen über Internetzugang und / oder ein Internet taugliches Gerät. Und auch die EDV-Skills der Lehrpersonen sind mehrheitlich auf einem bescheidenen Niveau. Die Lehrer werden nun Aufgabenblätter für die Schüler vorbereiten, welche diese in der Schule abholen und dann zu Hause lösen können. Der Face to Face Unterricht wird voraussichtlich am 3.8. wieder aufgenommen und das Schuljahr endet anfangs Mai 2021 anstatt im Dezember 2020. Grenzöffnungen sind frühstens im Stage 4 ab Anfang Juli ein Thema. Dies wäre für den Tourismus in Namibia enorm wichtig. Macht diese Branche doch ca. 15 % des Bruttosozialproduktes aus und ist neben dem Staat vermutlich der grössten Arbeitgeber des Landes.

Management Sitzung im Direktorat

Persönlich hat diese Zeit auch positive Aspekte. Ich habe mehr Zeit mich mit mir selber zu beschäftigen, was gleichzeitig auch eine Herausforderung ist. Das Freizeitangebot in und um Rundu ist eher bescheiden. Wenn auch noch die Reisemöglichkeiten wegfallen, wird das Angebot noch überschaubarer. Wir hatten ja schon fast eineinhalb Jahre Zeit uns auf diese Situation einzustellen und so waren wir schon etwas vorbereitet. Im Verlauf der Zeit sind einige neue Hobbies dazugekommen, die wir in den letzten Wochen vermehrt ausüben können. Joggen, Fahrradfahren und Spazieren geht fast überall auf dieser Welt und wurden hier glücklicherweise nicht eingeschränkt. Gartenarbeit ist sehr befriedigend, da man nach getaner Arbeit die Früchte bzw. das Gemüse ernten kann. Ähnlich ist es beim Malen oder Nähen. Noch nie habe ich soviel gelesen wie hier in Namibia und mit Internet ist die Verbindung zur ganzen Welt hergestellt. Und ich habe gelernt, dass ich nicht für Home Office geboren wurde.

Ende der Regenzeit
Ende der Regenzeit
mit Lock down Bart

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