Muronga und Glück und Frust

Muronga

Wie ich bereits in einem früheren Beitrag erwähnt habe, wird bzw wurde unser Wohnhaus von Muronga und Magnus unseren beiden Wachmännern bewacht. Wurde deshalb, da wir von unserer Zentrale aufgrund von Sparmassnahmen seit November kein Budget für die Bezahlung der Sicherheitskosten mehr erhalten. Der Vertrag mit der Sicherheitsfirma wurde in den letzten Monaten nur noch monatsweise verlängert und konnte so ohne Kündigungsfrist beendet werden. Etwa 140 Wachleute, die an verschiedenen Schulen, Privathäusern und Bibliotheken beschäftigt waren wurden so von einem Tag auf den andren arbeitslos. Ein harter Schlag für alle Betroffenen. In Namibia gibt es keine Arbeitslosenentschädigung und die Perspektiven für schlecht Qualifizierte, einen neuen Job zu finden sind bei dieser hohen Arbeitslosigkeit praktisch gleich null. Mit Muronga und seiner Familie blieben wir weiterhin in Kontakt. Er konnte mir bei verschiedenen Gartenarbeiten helfen und so einen Zustupf verdienen. Anna, seine Frau nähte mit Unterstützung von Rahel ihr erstes Näh-Projekt, ein Kissen. Und für die zwei Jungs sind die Besuche bei uns immer ein Highlight. Sie lieben unsere Hängematte und können es jeweils kaum erwarten, bis es etwas zu essen gibt. Dann hauen sie jeweils kräftig rein. Erstaunlich, welche Mengen die zwei vertilgen können. Einmal hatten wir den Projektor vom Geschäft bei uns zu Hause und nutzten die Gelegenheit für eine Kinovorstellung. Die Kleinen waren während der Tim & Struppi Vorführung mucksmäuschenstill und starrten gebannt auf die Leinwand bis dann nach einer Weile Amadeus, der Kleinere, ob der vielen Eindrücke etwas überfordert, einschlief..

Für letztes Wochenende hat mich Muronga in sein im Busch gelegenes Dorf eingeladen. Er wollte mir den Ort zeigen, wo er aufwuchs. Auch eine gemeinsame Jagd auf Springböcke war geplant. Als ich ihn am Samstag Morgen anrief, sagte er mir, dass er leider verhindert sei. Er arbeite seit 2 Tagen wieder als Wachmann bei einer Schule. Ich habe mich noch nie so über eine Absage gefreut.

Anna ist stolz auf ihr erstes Nähprojekt

Glück und Frust

Das Glück und Frust manchmal nahe beieinander liegen, durfte ich kürzlich wieder einmal erfahren. Wie schon verschiedentlich erwähnt, ist der Staat Namibia wegen der herrschenden Rezession finanziell ziemlich angeschlagen. Bei uns im Bildungssektor wird hauptsächlich auf der operativen Seite gespart. Zum Beispiel werden nur wenige der dringend benötigte neue Klassenzimmer gebaut und der Unterhalt der Schulen und Hostels wird vernachlässigt. Dies führte auch schon dazu, dass Hostels aus hygienischen Gründen geschlossen und die Kinder nach Hause geschickt werden mussten. Der Anteil Löhne und Zulagen am Budget ist so mittlerweile auf ca 83 % angewachsen. Die Sparmöglichkeiten im operativen Bereich sind nahezu ausgeschöpft. Diese unbefriedigende Situation hat mich veranlasst, verschiedene Einsparungsmöglichkeiten auf der Lohnseite zusammenzustellen. Unsere Landesprogrammleitung in Windhoek hat bei einer günstigen Gelegenheit unserer Finanzdirektorin von meinen Ideen erzählt und so erhielt ich die Möglichkeit, diese in Windhoek zu präsentieren. Letzten Montag fuhr ich also nach Windhoek. Das Meeting war für Dienstag Nachmittag angesagt. Noch auf der Fahrt nach Windhoek erhielt ich die Meldung, dass ich bereits am Dienstag Morgen im Ministerium erwartet werde. Es gebe eine dringende Aufgabe für mich. Wie sich herausstellte, verlangte die Premierministerin von unserem Ministerium eine Nachprüfung der physischen Präsenz der Mitarbeiter in 6 von 14 Regionen und zwar fuer das Jahr 2018. Um diese aufwändige Übung zu organisieren gab uns die Premierministerin genau eine Woche Zeit (und ich staune, mit welcher Gelassenheit unsere Kollegen hier mit solchen Schnellschuss-Entscheiden umgehen). Mein Part war, wie bereits im letzten Jahr zusammen mit Christina, die Aufbereitung der elektronischen Daten für die Prüfer-Teams. Diese Aufgabe nahm fast 2 Tage in Anspruch. Zwischendurch durfte ich doch noch meine Spar-Ideen präsentieren.

Zum Titel: Glück deshalb, da ich die Ideen bei unserer Finanzchefin präsentieren durfte und sie diese auch dankbar entgegen nahm. Frust, weil praktisch im gleichen Atemzug aus politischen Gründen sehr viel Geld für eine zweifelhafte Übung mit alten Daten ausgegeben wird.

Mein Rezept in solchen Situationen: mich auf die Dinge konzentrieren, die ich beeinflussen kann und die anderen akzeptieren auch wenn es nicht immer leicht fällt.

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