WINDHOEKER GESCHICHTEN

Der Bettler

In der Nähe meines Büros im Government Park gibt es einen ENGEN-Tankstellen-Shop. Dort hole ich ab und zu einen frisch gerösteten Coffee to go. Vor dem Shop hat es ein paar Tische und Bänke. Am ersten Tisch sitzt of ein Bettler, der mich jedesmal um eine kleine Spende anschnorrt. Gestern bat er mich nicht um Geld sondern begrüßte mich mit den Worten “buy me a fat cake!” “Kauf mit einen Fat cake!” In den ersten Wochen und Monaten in Namibia hatten mich solche offensiven ‘Ansprachen’ noch etwas irritiert. Mittlerweile weiss ich, dass dies nicht als unfreundlich zu deuten ist. Man kennt hier in der Umgangssprache einfach das Wort ‘Bitte’ nicht. Im Laden waren die fat cakes gerade ausgegangen. Daher gab ich dem Bettler 5 statt der üblichen 1,2 Dollars. Seine Antwort: “A fat cake costs 7 Dollar!” “Ein Fat cake kostet 7 Dollar!”

Im Lauf des weiteren Gespraechs mit Stanley, so heisst der Bettler, erzaehlt er mir, dass kuerzlich seine Schwester gestorben sei. Er versucht nun Geld fuer das Begraebnis aufzutreiben. Zur Zeit liegt die Schwester noch im Spital. Per Gesetz kann sie dort aber nur zwei Wochen bleiben. Als ich Stanley fragte, was passiere, wenn er bis dann das Geld für die Beerdigung nicht zusammen bringe, antwortete er: “Then, they will make a plan”. “Dann machen sie einen Plan”. Was auch immer das genau bedeuten mag.

Stanley, mit Fat cake

Stossverkehr

Windhoek ist eine Stadt von ca 350 000 Einwohnern. Das Stadtzentrum mit Einkaufszentren, Behördenkomplexen, Bank- und Versicherungsgebäuden beschränkt sich auf wenige Strassen und wird umgeben von Wohnquartieren wie Eros, Klein Windhoek, Hochlandpark und Windhoek West, wo die oberen Zehntausend der Stadt leben. Die weniger bemittelten Bewohner leben in Quartieren wie Khomastal oder in Katutura. In Katutura alleine leben über die Hälfte sämtlicher Einwohner Windhoeks. Oft noch in einfachen Blechhütten ohne sanitäre Anlagen, teils ohne Wasser und Strom. Entlang den Strassen sieht man Toi-Toi-WC’s. Jeden Tag pendeln viele Menschen von Katutura an ihren Arbeitsplatz im Zentrum oder in die Wohnquartiere um das Zentrum herum, wo sie als Gärtner, Köchin, Hausangestellte usw. ein bescheidenes Einkommen generieren. Zur Arbeit gelangen sie mit einem Sammeltaxi. Diese werden in der Umgangsprache hier auch Kudu, wie die Antilopenart, genannt. Dies, weil man nie weiss, ob sie gleich nach rechts oder links ausbüxen. Der grosse Pendlerstrom führt jeden Tag zwischen 7 und halb 9 sowie zwischen 16:30 und 18 Uhr zu einem ausgewachsenen Stossverkehr. Mein Arbeitsweg beträgt nur etwa 3 Kilometer. Manchmal wünsche ich mir ein Fahrrad für den Arbeitsweg.

Autos mit Nummern an den Heckscheiben sind Sammeltaxis oder eben Kudus

Windhoeker Winter

Eigentlich ist das Klima in Windhoek sehr angenehm. Etwa 300 Sonnentage, tagsüber um die 30 Grad, nachts kühlt es auf angenehme 10 Grad ab und eine Klimaanlage ist nicht wirklich nötig. Ein paar Tage im Jahr kann es dann aber auch unerträglich heiss oder unangenehm kalt weden. Die kalte Jahreszeit hat hier eben begonnen. Tagsüber ist es zwar immer noch um die 20 Grad. Bei einem starken Ostwind fühlt es sich aber doch deutlich kühler an. Nachts wird ab und zu auch die 0 Grad Grenze geknackt. Die Häuser und Büros sind nicht geheizt und so sitzen meine ArbeitskollegInnen oft vermummt vor ihren Computern. Auf meinen kleinen Streifzügen durch die Stadt habe ich in der Nähe meiner Wohnung einen Platz mit Blick in die Berge im Westen entdeckt. Dort wärme ich mich nach Feierabend an den letzten Sonnenstrahlen nochmals etwas auf, bevor es zurück in die kalte Wohnung geht.

Elisabeth von Human Ressource in Wintermontur

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